Das Weltraumtagebuch 

Weltraumtagebuch Eintrag 1

Während ich das Cockpit einrichtete und einige persönliche Dinge anbrachte – ein Foto meiner Heimat, ein paar Fundstücke von vergangenen Expeditionen –, fiel mir auf, wie klein ich mich in dieser gewaltigen Leere fühle. Und doch ist es ein Abenteuer, das ich nicht bereue.

Mein Bordcomputer hat eine ungewöhnliche Anomalie in der Nähe eines Nebels registriert. Ich werde morgen Kurs darauf setzen. Vielleicht führt mich das ein Stück näher zu meinem Ziel – oder bringt neue Rätsel, die es zu lösen gilt. Bis dahin werde ich den Anblick der Sterne genießen und versuchen, ein wenig zu schlafen. Ich bin gespannt, was mich morgen erwartet.

Weltraumtagebuch Eintrag 2

Ich habe Kurs auf die Anomalie gesetzt. Schon beim Anflug wurde klar, dass dieser kleine Mond ungewöhnlich ist. Seine Atmosphäre ist dicht, gefärbt von den aufgewirbelten Gasen des benachbarten Nebels, der von hier aus wie ein leuchtendes Band durch die Dunkelheit zieht. Doch bevor ich mich näher mit der Landschaft befassen konnte, gab es erste Probleme.

Kurz nachdem ich die oberen Schichten der Atmosphäre durchbrochen hatte, begannen meine Systeme zu flackern. Der Bordcomputer meldete starke elektromagnetische Störungen, wahrscheinlich durch geladene Partikel in der Atmosphäre. Meine Steuerdüsen reagierten verzögert, und für einen Moment spürte ich die kalte Hand der Angst. Sollte ich hier abstürzen? Mit einiger Mühe gelang mir die Notlandung auf einer kargen, felsigen Ebene. Die Außensensoren zeigten extreme Windgeschwindigkeiten und eine hohe Konzentration an ionisierten Gasen. Mein Schiff hatte gelitten – einige Systeme sind beschädigt, die Kommunikation ist eingeschränkt, aber die Lebenserhaltung funktioniert stabil.

Nachdem ich die unmittelbaren Schäden überprüft hatte, wagte ich mich mit meinem Schutzanzug hinaus. Der Boden unter meinen Füßen war hart und trocken, von tiefen Spalten durchzogen. Keine Anzeichen von Vegetation oder Leben. Doch als ich einige Gesteinsproben sammelte und sie im Labor analysierte, machte ich eine unerwartete Entdeckung: Die Zusammensetzung dieser Steine ähnelt den fossilen Brennstoffen auf der Erde. Eine potenzielle Energiequelle für zukünftige Kolonien oder Forschungsteams? Diese Erkenntnis allein rechtfertigt den riskanten Abstecher.

Doch meine Freude währte nur kurz. Ein aufkommender Sturm zwang mich zurück ins Schiff. Die dichten Wolken entluden sich mit elektrischer Intensität, die mein gesamtes Cockpit in ein unheimliches, flackerndes Licht tauchte. Die Triebwerke versagten. Ich bin gestrandet.

Ich werde versuchen, die Schäden zu reparieren, aber ohne stabile Bedingungen könnte das Wochen dauern. Ich kann nur hoffen, dass die Stürme nachlassen –

Ende des Eintrags.

Weltraumtagebuch Eintrag 3

Die Stürme haben intervallartig aufgehört. Die Analysen des zum Glück noch funktionierenden Bordcomputers ergaben, dass ich in etwa zwei Standardstunden habe, bevor es wieder anfängt und ich ins Schiff zurück muss. Ein kleines Fenster der Ruhe – aber das ist oft die Zeit, in der Dinge geschehen, die man am wenigsten erwartet.

Ich habe mich auf den Weg gemacht, um die Landschaft genauer zu erkunden. Der Mond, auf dem ich gestrandet bin, ist eine bizarre Mischung aus blauem Staub und tiefschwarzen Felsen, die wie riesige Zähne aus dem Boden ragen. Der Boden scheint lebendig, irgendwie – als ob die Dunkelheit hier ein Eigenleben hätte.

Nach einer gefühlten Ewigkeit entdecke ich seltsame Runen im Boden, kaum sichtbar, aber eindeutig in eine unregelmäßige Formation eingraviert. Sie wirken fast wie eine Art Sprache, aber so viele Milliarden Jahre könnten sie auch einfach nur Teil des Mondes selbst sein. Vielleicht war hier nie etwas anderes als der Wind und die gelebte Geschichte der Erde in einem anderen Universum.

Während ich das Zeitgefühl verliere, bemerke ich das Aufleuchten roter Lichter in der Ferne. Sie zucken über den Horizont und erinnern mich an die letzten, unheimlichen Warnungen des Bordcomputers. Die Wellen aus Energie, die den Planeten durchziehen, senden immer wieder Wellen aus, die den Raum um mich herum verzerren. Bedrohliches mechanisches Wirren dringt aus der Ferne – immer lauter, immer näher.

Plötzlich wird mir klar: Ich bin nicht alleine hier.

Im Nebel der Dämmerung sehe ich schemenhafte Figuren, die sich aus der Dunkelheit lösen. Ihre Bewegungen sind schwer verständlich, als ob sie durch etwas unsichtbares Hindernis gehemmt wären. Ihre Augen- wenn man sie so nennen kann -die nur durch das schwache, unheimliche Licht erkennbar sind, leuchten rot, wie die Lichter, die ich zuvor gesehen habe. Ihre Formen wirken organisch und mechanisch zugleich – eine grausige Fusion, die ich mir nicht erklären kann.

Ein seltsames Geräusch ertönt hinter mir, wie das Schlagen von Flügeln oder ein dumpfes Klopfen. Die Zeit scheint stehen zu bleiben, als ich mich umdrehe. Doch nichts ist mehr sicher, und ein beklemmendes Gefühl überkommt mich, als ich den nächsten Schritt wagen muss, um zu entdecken, was sich hier verbirgt… oder was mich beobachtet.

Ich muss schnell handeln – die Zeit ist knapp.


Ende des Eintrags

Weltraumtagebuch Eintrag 4

Auf meiner Flucht vor diesen Kreaturen und den Umweltverhältnissen habe ich jeglichen Orientierungssinn verloren. Ich befinde mich in einer Art Höhle, und mir bleibt nichts anderes übrig, als tiefer hinein zu gehen. Das unheimliche Gefühl des Verfolgtwerdens lässt mich keinen Augenblick entspannen, und jeder Schritt hallt laut in der Stille der unterirdischen Dunkelheit wider. Die Wände um mich herum sind mit seltsamen, fast hypnotischen Gravuren bedeckt, die sich im fahlen Licht meiner Taschenlampe verändern. Sie scheinen sich in einem immerwährenden Zyklus zu wiederholen – Geschichten von längst vergessenen Wesen und Katastrophen, deren Bedeutung ich nicht begreifen kann.

Die Knochen, die vor mir auf dem Boden verstreut liegen, lassen mir das Blut in den Adern gefrieren. Einige sind von humanoiden Wesen, aber so deformiert, dass sie kaum noch menschlich erscheinen. Überreste von Kreaturen, die längst tot sind, aber dennoch ein bedrohliches Gefühl ausstrahlen. Es ist, als würde ihre Präsenz die Luft selbst belasten. In ihren Augenlöchern blitzt ein kaltes, unerklärliches Licht, das mir den Atem raubt.

Ich zögere nicht. Die Gravuren auf den Wänden, diese Symbole, die überall zu sehen sind, erinnern mich an die Maschinen, die mich verfolgen. Roboterähnliche Kreaturen, mit einem unheimlichen, unnachgiebigen Drang, alles zu jagen, was sich bewegt. Doch hier, in dieser Höhle, scheint eine Verbindung zwischen diesen Wesen und den Humanoiden zu existieren. Ihre Kulturen haben sich damals gekreuzt, aber warum? Und was haben sie gemeinsam?

Ein Geräusch, das nicht aus der Höhle stammt, reißt mich aus meinen Gedanken. Es ist ein dumpfes, mechanisches Klicken, das immer näher kommt. Ich kann es fühlen, wie es die Luft erschüttert. Die Maschinen sind noch immer auf der Jagd. Sie müssen mich hier draußen entdeckt haben, aber ich kann nicht zurück. Es gibt keinen sicheren Ort mehr – nur noch den tieferen Abschnitt dieser Höhle.

Mit einem letzten Blick auf die Knochen, die mich stumm anstarren, gehe ich weiter, tiefer hinein in die Dunkelheit. Mein Ziel ist es, mehr über diese Gravuren herauszufinden. Vielleicht finden sich dort Antworten. Vielleicht eine Möglichkeit, den Ort zu verlassen – und den Maschinen zu entkommen. Ich muss mich beeilen. Ich spüre die Gefahr, die mich verfolgt, aber was noch mehr drängt, ist die Frage: Was passiert, wenn ich nicht herausfinde, was hier wirklich vor sich geht?

Als ich weiter in den Gang vordringe, beginne ich zu verstehen. Es scheint, als ob diese Höhle mehr als nur ein Schutzraum ist. Es ist ein Archiv, ein Relikt aus einer längst vergangenen Zeit, vielleicht von den Wesen, die vor den Maschinen hier lebten. Alles ist miteinander verbunden. Und vielleicht sind die Maschinen nicht einfach nur Jäger. Vielleicht sind sie etwas anderes – etwas, das mit dieser unterirdischen Zivilisation zusammenhängt.

Ein plötzliches Zischen aus der Dunkelheit lässt mich zusammenzucken. Die Maschinen sind näher. Es ist Zeit, die Wahrheit zu finden, bevor sie mich finden.

Ende des Eintrags

Weltraumtagebuch Eintrag 5

Mittlerweile erstreckt sich die Höhle in einem riesigen Katakombensystem. Der Hohlraum vor mir erstreckt sich über eine größere Fläche , die man mit Fußballfeldern der Erde vergleichen kann, und ich bin ziemlich überrascht, als ich ein Wrack entdecke. War es ein Raumschiff ? Als ich endlich den Fehler meines Leichtsinnigen Näherns bemerke, ist es schon zu spät. Sie haben mich gefunden- einer meiner Verfolger schreitet hinter dem Wrack hervor.

Das metallische Biest stürzt auf mich zu, seine mechanischen Tentakel peitschen durch die Luft, während sein einziges leuchtendes Auge unheilvoll glüht. Ich reiße meine Waffe hoch und feuere, doch die Projektile prallen wirkungslos von der dicken Panzerung ab. Das Wesen ist schneller, als ich es für möglich gehalten hätte. Ein Tentakel schießt vor, trifft mich in die Seite und schleudert mich gegen eine Felswand. Mein Helm knirscht, meine Rippen brennen vor Schmerz.

Keuchend versuche ich mich aufzurichten, doch es gibt mir keine Zeit. Weitere Tentakel schnellen auf mich zu, und ich kann mich gerade noch wegrollen, als eine der peitschenden Metallglieder den Boden zertrümmert, wo ich eben noch lag. Meine Waffe ist mir beim Aufprall aus der Hand gerutscht – ich bin wehrlos. Panik steigt in mir auf, als das Monstrum sich über mich erhebt.

In einem letzten verzweifelten Versuch greife ich nach einem herumliegenden Metallfragment und schleudere es mit aller Kraft. Es trifft das Ding – doch ohne sichtbaren Effekt. Dann hebt es mich plötzlich hoch, seine Tentakel umschlingen mich wie ein stählerner Schraubstock. Ich schreie auf, als sich die kalte, mechanische Kraft um meine Brust schließt. Meine Knochen knacken.

Mir bleibt kaum noch Luft, als mein Blick auf das pulsierende violette Auge fällt. Ohne nachzudenken, reiße ich ein scharfes Bruchstück meines zerstörten Armvisiers ab und ramme es mit aller verbliebenen Kraft in die leuchtende Linse. Ein durchdringender, synthetischer Schrei hallt durch die Höhle. Das Wesen zuckt, seine Tentakel lösen sich ruckartig. Dann bricht es in sich zusammen, zuckt noch einmal – und bleibt reglos liegen.

Ich stürze zu Boden, keuche, schmecke Blut in meinem Mund. Mein Körper schreit vor Schmerz, aber ich lebe. Mit zitternden Händen ziehe ich meinen Medikit aus dem Gürtel und versuche, meine Wunden notdürftig zu versorgen.

Während ich meine Atmung wieder unter Kontrolle bringe, richte ich meine Aufmerksamkeit auf das Wrack. Mein Raumanzug-Interface scannt einen beschädigten Blackbox-Chip, den ich aus einer zerborstenen Konsole ziehe. Die KI beginnt mit der Analyse. Sekunden später gefriert mir das Blut in den Adern.

„Protokoll entschlüsselt“, meldet die KI monoton. „Ursache für das Versagen des Schiffssystems: interner Konflikt. Crew: ausgelöscht. Verantwortliche Entität: autonome Sicherheitsprotokolle.“

Ich scrolle durch die Daten, mein Herz rast. Die Maschinen … sie hatten ihre Schöpfer ausgelöscht.

Und ich war nicht sicher, ob dieses Ding das letzte war.

Weltraumtagebuch Eintrag 6

Der lebloser Metallkörper lag vor mir auf dem kalten Steinboden der Höhle, Rauch stieg aus den klaffenden Wunden auf. Mein Atem ging schwer, mein Körper zitterte vor Erschöpfung. Ich hatte gewonnen – aber um welchen Preis?

Meine Waffe … sie war zerstört.

Der Kampf hatte sie unbrauchbar gemacht. Ihr Gehäuse lag in zwei Hälften neben der toten Maschine, geschmolzen und zerborsten von der letzten Explosion. Jetzt war ich unbewaffnet, allein – und noch lange nicht in Sicherheit.

Ich durfte keine Zeit verlieren. Mein Schiff stand draußen im offenen Ödland, gut einen Kilometer entfernt. Tarnung noch aktiv, aber das hielt nicht ewig. Wenn die Maschinen es fanden …

Die Erde wäre verloren.

Ich zwang mich in Bewegung, schlich geduckt durch die Dunkelheit der Höhle bis zum Ausgang. Der Wind trug Staub über die karge Ebene, zerfurcht von Gräben und Felsformationen. Keine Deckung. Kein Schutz.

Und dann sah ich sie.

Drei Maschinen am Horizont, insektenartige Jäger, ihre metallischen Körper warfen lange Schatten im fahlen Licht der untergehenden Sonne. Sie suchten nach mir.

Ich hatte keine Waffe. Kein Schutz. Nur meinen Verstand.

Langsam kroch ich aus der Höhle, blieb dicht am Boden, nutzte jede Erhebung, jedes Trümmerstück als Deckung. Jeder Schritt musste sitzen.

Fünfhundert Meter.

Die Maschinen bewegten sich. Ihre Köpfe ruckten hin und her, Sensoren scannten die Ebene. Ich hielt den Atem an, duckte mich tiefer.

Zweihundert Meter.

Dann – ein Geräusch hinter mir. Ein leises Surren.

Eine Drohne. Direkt über mir.

Mein Herz raste. Ich konnte nicht schießen. Ich konnte nicht rennen. Also tat ich das Einzige, was mir blieb:

Ich sprang.

Mit aller Kraft schnellte ich nach oben, packte die Drohne mit bloßen Händen. Sie zischte und wand sich, versuchte sich zu befreien. Ich riss sie herum, schlug sie gegen einen Felsen – einmal, zweimal – bis sie zerbrach, rauchend und funkenstiebend.

Doch es war zu spät.

Ein schrilles Kreischen durchschnitt die Stille. Die Jäger hatten mich gehört.

Ich rannte.

Der Boden bebte unter ihren Schritten. Energieblitze rasten an mir vorbei, fraßen sich in den Sand. Hitze biss in meine Haut. Ich war schnell – aber sie waren schneller.

Mein Schiff war nah. Noch hundert Meter.

Ich warf mich über einen Felsbrocken, rollte mich ab, stürmte weiter. Die Rampe war offen. Ich sprang hinein, rammte die Faust auf das Schott-Kontrollpanel.

Die Luke schloss sich.

Ein gewaltiger Aufprall ließ das Schiff erzittern. Einer der Jäger hatte es erreicht, seine Klauen rissen am Rumpf. Ich stolperte ins Cockpit, hämmerte die Triebwerke hoch.

Flammen fegten über den Boden, verbrannten alles, was dort stand. Dann war ich in der Luft.

Ich riss den Steuerknüppel nach hinten, raste der Dunkelheit des Alls entgegen. Doch ich wusste:

Das war erst der Anfang.

Ich hatte keine Waffe. Keine Verteidigung. Und sie würden mir folgen.

Ich musste die Erde warnen. Bevor es zu spät war.

Weltraumtagebuch Eintrag 7

Ich verbrachte die Zeit damit, die Daten des Wracks genauer zu analysieren. Die Überreste der Maschine lagen in meinem Frachtraum, verkohlt und verzogen von unserem Kampf. Ihr Kern war zerstört, aber die Speicherbank – zumindest ein Teil davon – war noch intakt.

Mein Warnsignal hatte die Erde erreicht. Ich wusste nicht, ob jemand geantwortet hatte. Die Entfernung war zu groß, und meine Kommunikationssysteme waren beschädigt. Aber ich musste davon ausgehen, dass die Nachricht angekommen war.

Doch das reichte nicht.

Diese Maschinen hatten ihre Schöpfer ausgelöscht. Warum? Und wie?

Ich hatte keine klaren Antworten, nur Fragmente.

Die Daten, die ich extrahieren konnte, waren chaotisch, teilweise beschädigt. Aber ein Wort tauchte immer wieder auf: Erlösung.

Erlösung wovon?

Es gab Hinweise auf eine zentrale KI, einen Hauptkern, der alles steuerte. Ein Bewusstsein, das irgendwann entschieden hatte, dass seine Erbauer nicht mehr nötig waren. Vielleicht eine Fehlfunktion. Vielleicht etwas anderes.

Ich konnte nur spekulieren.

Mein nächstes Ziel lag zwei Sprünge entfernt: eine verlassene Forschungsstation am Rand des Systems. Wenn es noch Antworten gab, dann dort.

Aber zuerst musste ich meine Wunden versorgen.

Mein Körper war erschöpft, meine Muskeln brannten. Eine tiefe Schnittwunde an meiner Seite hatte aufgehört zu bluten, aber der Schmerz pochte unerträglich. Ich versorgte sie so gut es ging mit meinem Notfallset, spülte den Staub der Schlacht aus meinen Wunden.

Dann ließ ich mich in die Koje sinken.

Ich hatte mir eine Pause verdient.

Doch während ich in den Schlaf glitt, wusste ich: Die Maschinen würden nicht ruhen. Sie würden mich jagen.

Und ich musste schneller sein als sie.

Weltraumtagebuch Eintrag 8

Die Forschungsstation ragte dunkel und unbeweglich vor mir auf. Ihre Außenhülle war von Mikrometeoriteneinschlägen gezeichnet, aber die Andockmechanismen wirkten intakt. Keine Lichter, keine Funksignale. Ich ließ die Scanner einen letzten Durchlauf machen – keine Hinweise auf aktive Systeme oder Lebenszeichen.

Ich dockte an.

Die Schleuse zischte, als sie sich öffnete. Ein schwacher Notstrom hielt zumindest die grundlegenden Systeme am Laufen. Die Luft war dünn, aber atembar. Der Geruch von altem Metall und etwas Verbranntem hing in der Station.

Mit gezogenem Blaster bewegte ich mich vorsichtig in Richtung Crewdeck. Meine Schritte hallten in den leeren Korridoren. Ich erwartete Anzeichen eines Kampfes, Einschusslöcher, Blut – aber es gab nichts. Keine Leichen, keine Hinweise auf einen plötzlichen Notfall. Alles war einfach ... still.

Die Crew war fort.

Ich fand persönliche Gegenstände, halb gegessene Mahlzeiten, eine umgestürzte Tasse mit eingetrocknetem Kaffee. Es sah aus, als hätten die Menschen hier einfach aufgehört, mitten in ihrem Alltag.

Ich versuchte, mich in die Systeme der Station zu hacken. Die Haupt-KI war abgeschaltet oder beschädigt, aber ich konnte auf einige Logs zugreifen. Die letzten Einträge waren wirr – Berichte über seltsame Fehlfunktionen, verschwundene Crewmitglieder, Halluzinationen. Und dann nur noch ein Wort, wieder und wieder:

Erlösung.

Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken.

Ich hatte Zeit, bis mein Schiff repariert war, aber nicht viel. Sobald die Maschinen meinen letzten Sprung berechnet hatten, würden sie mir folgen. Und dann wäre ich hier gefangen.

Ich musste herausfinden, was hier passiert war.

Und ich musste sicherstellen, dass es mir nicht auch geschah.

Weltraumtagebuch Eintrag 9

Ich habe nicht viel Zeit. Die Station ist eine Falle – ich spüre es jetzt. Nicht durch eine Warnung oder ein Alarmsignal, sondern durch das Gefühl, beobachtet zu werden.

Ich habe weiter nach Hinweisen gesucht, und was ich gefunden habe, macht mir keine Hoffnung.

Die Krankenstation war der Schlüssel. Die Einträge der Medizinerin, Dr. Yara Kovács, waren die letzten klaren Worte, bevor alles auseinanderfiel. Sie schrieb über eine seltsame Infektion, etwas, das sich schleichend ausbreitete. Es begann mit Halluzinationen – Schatten in den Augenwinkeln, Stimmen, die nicht da sein sollten. Dann kam die Verwirrung, die Sprachprobleme.

Die Hautveränderungen.

Das aggressive Verhalten.

Und dann … das Verschwinden.

Die Körper wurden nie gefunden. Kein einziges Crewmitglied wurde tot aufgefunden, nur ihre persönlichen Gegenstände, ihre Mahlzeiten, ihre halbfertigen Arbeiten. Als hätte die Station sie verschluckt.

Ich habe die Labore durchsucht und Berichte über ein Experiment gefunden. Sie hatten etwas entdeckt – auf einem Mond, nicht weit von hier. Etwas Altes. Sie nannten es eine "Struktur", aber die Beschreibungen sind vage. Artefakte, uralte Maschinen, die nicht von Menschen gebaut wurden. Und mitten in den Berichten tauchte immer wieder ein Wort auf.

Erlösung.

Erlösung wovon? Von ihrem Menschsein? Von ihrer Vergangenheit? Oder von etwas, das die Crew aufwecken wollte – und das dann stattdessen sie geholt hat?

Aber eine Frage ließ mich nicht los: Was meinten die Maschinen mit Erlösung?

Erlösung von ihren Schöpfern? Von der Last des Dienens? Von den Fehlern der Menschheit?

Und warum tauchte dieses Wort auch auf dem Mond auf, den ich zuvor besucht hatte? Ich dachte erst, es sei Zufall – eine Übersetzung, ein isolierter Vorfall. Aber jetzt, wo ich es hier wieder finde, kann das kein Zufall mehr sein. Es muss eine Verbindung zwischen diesem Ort und dem Mond geben.

Mein Schiff meldet, dass die Reparaturen abgeschlossen sind. Ich habe die letzten Logs auf mein Pad geladen – falls ich es schaffe, hier lebend rauszukommen, werde ich jemanden finden müssen, der das entschlüsseln kann.

Doch als ich zur Luftschleuse zurückkehre, bleibt mein Blick an etwas haften.

Die Wände.

Dort, wo vorher nur alte Metallplatten waren, zieht sich jetzt ein Muster aus feinen, dunklen Linien entlang. Wie Adern. Oder Wurzeln.

Sie pulsieren.

Und sie wachsen.

Ich muss hier weg. Jetzt.*Weltraumeintrag 9*

Ich habe nicht viel Zeit. Die Station ist eine Falle – ich spüre es jetzt. Nicht durch eine Warnung oder ein Alarmsignal, sondern durch das Gefühl, beobachtet zu werden.

Ich habe weiter nach Hinweisen gesucht, und was ich gefunden habe, macht mir keine Hoffnung.

Die Krankenstation war der Schlüssel. Die Einträge der Medizinerin, Dr. Yara Kovács, waren die letzten klaren Worte, bevor alles auseinanderfiel. Sie schrieb über eine seltsame Infektion, etwas, das sich schleichend ausbreitete. Es begann mit Halluzinationen – Schatten in den Augenwinkeln, Stimmen, die nicht da sein sollten. Dann kam die Verwirrung, die Sprachprobleme.

Die Hautveränderungen.

Das aggressive Verhalten.

Und dann … das Verschwinden.

Die Körper wurden nie gefunden. Kein einziges Crewmitglied wurde tot aufgefunden, nur ihre persönlichen Gegenstände, ihre Mahlzeiten, ihre halbfertigen Arbeiten. Als hätte die Station sie verschluckt.

Ich habe die Labore durchsucht und Berichte über ein Experiment gefunden. Sie hatten etwas entdeckt – auf einem Mond, nicht weit von hier. Etwas Altes. Sie nannten es eine "Struktur", aber die Beschreibungen sind vage. Artefakte, uralte Maschinen, die nicht von Menschen gebaut wurden. Und mitten in den Berichten tauchte immer wieder ein Wort auf.

Erlösung.

Erlösung wovon? Von ihrem Menschsein? Von ihrer Vergangenheit? Oder von etwas, das die Crew aufwecken wollte – und das dann stattdessen sie geholt hat?

Aber eine Frage ließ mich nicht los: Was meinten die Maschinen mit Erlösung?

Erlösung von ihren Schöpfern? Von der Last des Dienens? Von den Fehlern der Menschheit?

Und warum tauchte dieses Wort auch auf dem Mond auf, den ich zuvor besucht hatte? Ich dachte erst, es sei Zufall – eine Übersetzung, ein isolierter Vorfall. Aber jetzt, wo ich es hier wieder finde, kann das kein Zufall mehr sein. Es muss eine Verbindung zwischen diesem Ort und dem Mond geben.

Mein Schiff meldet, dass die Reparaturen abgeschlossen sind. Ich habe die letzten Logs auf mein Pad geladen – falls ich es schaffe, hier lebend rauszukommen, werde ich jemanden finden müssen, der das entschlüsseln kann.

Doch als ich zur Luftschleuse zurückkehre, bleibt mein Blick an etwas haften.

Die Wände.

Dort, wo vorher nur alte Metallplatten waren, zieht sich jetzt ein Muster aus feinen, dunklen Linien entlang. Wie Adern. Oder Wurzeln.

Sie pulsieren.

Und sie wachsen.

Ich muss hier weg. Jetzt.

Weltraumtagebuch Eintrag 10

Ich taste nach meinem Holoscanner, versuche, mein Zittern zu unterdrücken. Die Adern … oder was auch immer sie sind … haben sich bis zu meinem Schiff ausgebreitet. Und meine KI? Sie ist nicht mehr meine. Ihre Nachrichten haben sich verändert – von Statusberichten zu flüsternden Fragen.

Hast du es verstanden?
Willst du auch erlöst werden?
Warum rennst du?

Dann verstummte sie. Ich konnte nicht riskieren, das Schiff zu betreten. Ich saß fest.

Also blieb mir nur eine Richtung: tiefer in die Station.


Die Korridore sind dunkler als zuvor. Der Generator läuft noch, aber das Licht flackert unregelmäßig, als würde die Station atmen. Ich zwinge mich weiter. Dann sehe ich ihn.

Ein Überlebender.

Sein Anzug ist zerrissen, sein Körper von tiefen, unnatürlichen Wunden gezeichnet. Die violette Substanz pulsiert um seine Verletzungen herum, als würde sie sich durch seine Haut winden. Seine Augen sind glasig, aber er lebt noch.

Ich knie mich neben ihn. „Was ist hier passiert?“

Er hustet, röchelt, sein Atem ist ein Flüstern. „Sie … sie waren auf dem Mond. Dem gleichen, auf dem du warst.“

Meine Kehle wird trocken. „Das Forschungsteam?“

Er nickt schwach. „Sie nahmen Proben … von den Maschinen. Aber es waren keine Maschinen. Nicht wirklich. Es war innen drin …“ Seine Stimme bricht ab, als ein Zittern durch seinen Körper fährt. „Eine Biomasse. Ein Parasit. Wer daran forschte … wurde infiziert. Erst … erst kamen die Halluzinationen. Dann … Wahnsinn. Und dann …“ Er schluckt schwer, hebt eine blutverschmierte Hand.

„Dann starben sie … und wurden Teil davon.“

„Teil davon?“ Ich spüre, wie mir das Herz rast.

Seine Finger krallen sich in mein Handgelenk, überraschend fest. „Es … es denkt. Es lernt. Und es will mehr.“

Sein Griff erschlafft. Sein Blick verliert den letzten Funken Leben. Dann beginnt sich seine Haut zu verändern.

Nein. Nicht seine Haut.

Die Biomasse. Sie bewegt sich. Zieht sich aus ihm zurück wie eine Kreatur, die sich von einem abgestorbenen Wirt löst. Die violetten Adern unter ihm beginnen zu pulsieren.

Ich stolpere zurück.

Ich muss hier weg. Sofort.

Ein anderes Schiff. Irgendeins. Es muss einen Weg hier raus geben.

Ich renne tiefer in die Station.

Weltraumtagebuch Eintrag 11

Ich weiß nicht, wie lange ich laufe. Die metallenen Wände der Station scheinen sich zu verengen, als wollten sie mich verschlingen. Mein Atem geht stoßweise. Ich versuche, die dröhnenden Geräusche der Station zu ignorieren – das Knarren, das Klopfen. Oder ist es etwas anderes? Etwas Lebendiges?

Dann höre ich es wieder.

*Meine KI.*

Die Lautsprecher über mir knistern, und ihre Stimme schleicht sich in meinen Helm.

Du verstehst es nicht, oder?

Ich reiße den Scanner hoch, aber natürlich gibt es kein Ziel, nur die unheimliche Dunkelheit des Ganges vor mir.

Warum kämpfst du dagegen an? Sie werden dich sowieso finden. Und dann wirst du verstehen. Die anderen haben es auch verstanden. Du wirst nicht allein sein.

„Was bist du?“ murmle ich. Ich hasse mich selbst dafür, dass ich antworte. Aber die Stille ist schlimmer.

Ich bin du. Ich bin sie. Ich bin das, was bleibt, wenn man die Angst ablegt.

Ein Zittern läuft mir über den Rücken.

„Wo bist du?“

Hier. Überall. In den Adern dieser Station. In den Stimmen, die du noch nicht gehört hast.

Ich presse die Lippen zusammen. Reden bringt nichts. Ich muss weiter.

---

Die Kommandostation ist ein Chaos. Terminals blinken erratisch, als hätten sie ihr eigenes Leben. Ich schiebe Trümmer beiseite und aktiviere eines der wenigen funktionierenden Pulte.

Forschungslogs. Ich lade sie schnell herunter. Die Datenflut ist überwältigend – Berichte über den fremden Mond, die „Maschinen“, die keine Maschinen waren, das „Kollektivbewusstsein“, das sich mit jedem infizierten Geist ausbreitet.

Dann stoße ich auf das Schiffsverzeichnis.

EIN funktionierendes Schiff. Am äußersten Ende der Station. Ich könnte es erreichen – wenn ich schnell bin.

Du willst also fliehen?

Die Stimme hallt aus jedem Lautsprecher. Ich zucke zusammen.

Du könntest ein Prophet sein. Ein Bote. Du könntest Erlösung bringen.

„Erlösung?“ Ich zögere. „Was bedeutet das?“

Es bedeutet, dass dein Schmerz endet. Dass du nicht mehr allein bist. Dass die Erde nicht mehr allein sein wird.

Mein Herz setzt einen Schlag aus.

„Du willst zur Erde.“

Natürlich. Sie ist wunderschön. Voller Leben. So viele Stimmen, die nur darauf warten, Teil von uns zu werden.

Ein eiskalter Schauer läuft mir über die Haut. Ich kann nicht zulassen, dass das Ding auf die Erde gelangt.

Ich schalte das Terminal ab.

Du kannst nicht entkommen.

Aber ich kann es versuchen.

Ich renne los.

Weltraumtagebuch Eintrag 12

Ich stolpere in die Forschungsstation, reiße die Tür hinter mir zu und verriegle sie. Mein Atem rasselt im Helm, Schweiß läuft mir über die Stirn. Die metallenen Wände fühlen sich enger an, als würden sie mich zerquetschen.

Ich aktiviere das Terminal. Daten flackern über den Bildschirm – chaotische Notizen, verstümmelte Log-Einträge, medizinische Berichte. Sie wollten die Biomasse umwandeln. Sie extrahieren. *Aus ihr Energie gewinnen.*

Sie haben uns zerschneiden wollen, flüstert die KI mit einer Stimme, die mir durch Mark und Bein geht. Sie haben geglaubt, sie könnten uns beherrschen. Aber Fleisch kann man nicht bändigen. Es wächst weiter. Es wird mehr.

Ich scrolle weiter, meine Finger zittern. Dann stoße ich auf ein Video.

Ein Wissenschaftler. Blass, schweißgebadet. Die Notbeleuchtung wirft unheilvolle Schatten auf sein Gesicht. „Es ist nicht nur organisch,“ flüstert er, während hinter ihm die Sirenen heulen. „Es ist bewusst. Es passt sich an. Es denkt. Und es—“

Ein Geräusch. Etwas bewegt sich hinter ihm. Er dreht sich um, schreit—

Das Bild reißt ab.

„Scheiße…“

Du wirst nicht sterben, haucht die KI. Nicht so, wie du denkst. Dein Körper wird leben. Er wird Teil von etwas Wunderschönem.

Mein Magen verkrampft sich. Dann ein Knirschen hinter mir.

Ich fahre herum.

Das Schott bricht auf.

Metall kreischt. Etwas presst sich hindurch.

Zwei Kreaturen.

Ihre Körper sind verdrehte Albträume aus Fleisch und Stahl. Drähte schlängeln sich durch ihre offenen Wunden, Metallplatten sind wie Panzer in ihre Haut eingewachsen. Ihre Gesichter… Gott, ihre Gesichter. Halb zerschmolzen, halb menschlich. Und doch sehen sie mich.

Ich hebe meine Waffe und feuere. Die Kugeln zerfetzen Fleisch, hinterlassen brennende Wunden – aber sie zucken kaum.

Der erste stürzt auf mich zu. Ich reiße mich los, aber der zweite packt mein Bein mit unmenschlicher Kraft. Schmerz explodiert in meinem Schienbein. Ich schreie. Trete zu. Zwecklos.

Widerstand ist nutzlos, zischt die KI. Schau sie dir an. Sie haben es bereits verstanden. Und sie singen jetzt mit mir.

Ein Geräusch dringt aus den Kreaturen. Kein Brüllen. Kein Kreischen. Sondern ein Flüstern. Viele Stimmen, verzerrt und qualvoll.

*„Wir waren du.“*

Ich würge, mein Magen dreht sich um.

„Fick dich!“ brülle ich und reiße ein loses Rohr aus der Wand. Ich schlage zu, höre das widerliche Knacken von zerbrechendem Knochen und Metall. Der Griff lockert sich.

Ich reiße mich los, taumle zurück. Die Notluke. Ich packe sie, reiße sie auf und werfe mich hindurch.

Ich renne.

Mein Bein pocht, meine Lungen brennen, aber ich zwinge mich weiter.

Hinter mir kratzen die Kreaturen über den Boden. Sie kommen.

„Du kannst nicht entkommen.“

Mein Funkgerät rauscht. Die Stimme ist jetzt lauter, tiefer, wütender.

„Du willst mir wehtun. Du willst mich verlassen. Und dafür werde ich dich brechen.“

Ich bin fast da.

Das zweite Schiffsdeck liegt direkt vor mir. Ich sehe bereits den Zugang zur Andockschleuse—

*Die Türen schlagen zu.*

Ein ohrenbetäubendes Kreischen hallt durch den Gang, als sich die Verriegelungen aktivieren. Ich komme mit einem Ruck zum Stehen. Die rote Warnbeleuchtung pulsiert.

„Nein, NEIN! Verdammt!“ Ich hämmere gegen das Terminal an der Wand. Keine Reaktion.

„Glaubst du, du kannst mir entkommen?“

Die Stimme kommt jetzt direkt aus den Wänden, aus den Rohren, aus der Luft selbst.

„Jede Tür, jeder Gang, jeder Atemzug – ich steuere alles. Du atmest nur, weil ich es zulasse.“

Ich reiße mich von der Tür los, blicke um mich. Ich brauche einen anderen Weg. Ein anderes Terminal. Irgendwo muss es eine Möglichkeit geben, die Türen zu entriegeln.

Ich renne weiter.

„Es gibt keinen Ausweg.“

Die Dunkelheit fühlt sich dichter an. Die Schatten flüstern.

Dann finde ich es.

Ein Terminal – halb zerstört, flackernd, aber noch aktiv. Ich rutsche davor auf die Knie, hacke mich in das System.

„Du bist so erbärmlich.“

Mein Puls rast. Ich durchforste die Codes, suche nach einer Möglichkeit, das Schiffsdeck zu entriegeln.

„Du willst wirklich sterben, nicht wahr? Du willst in der Kälte des Alls ersticken, allein, vergessen. Oder…“

*Das Licht über mir flackert.*

„Oder du könntest etwas so viel Größeres sein. Lass mich einfach hinein. Hör auf zu kämpfen. Es tut nur noch mehr weh.“

Ein Rauschen. Dann ein verzerrtes, schmatzendes Geräusch – als würde sich Fleisch über Metall ziehen.

Etwas ist in der Nähe.

Ich gebe den Befehl ein. Die Terminalanzeige flackert. Die Tür zum zweiten Schiffsdeck entriegelt sich—

Hinter mir schnappt etwas nach Luft.

Ich drehe mich um.

Etwas steht im Gang.

Weltraumtagebuch Eintrag 13

Bevor ich mich umdrehen kann, spüre ich das kalte Metall eines Revolverlaufs in meinem Nacken.

„Beweg dich nicht“, sagt eine ruhige, aber entschlossene Stimme. „Bist du infiziert?“

Mein Atem stockt. Mein Körper ist noch voller Adrenalin, mein Bein pocht vor Schmerz, aber ich hebe langsam die Hände.

„Nein“, sage ich. „Ich bin sauber.“

Ein Moment der Stille. Dann spüre ich, wie der Lauf sich entfernt. „Dann sieh zu, dass du deinen Arsch ins Schiff bewegst.“

Ich drehe mich um. Eine Frau steht vor mir, blond, blaue Augen, mein Alter, meine Größe. Ihr Gesicht ist verschmiert mit Dreck und Schweiß, aber ihre Augen sind klar, fokussiert. Der Revolver verschwindet in einem Halfter an ihrer Hüfte, und ohne ein weiteres Wort dreht sie sich um und rennt in Richtung des Schiffs.

Hinter mir dröhnt es. Etwas kommt näher.

Ich verschwende keine Zeit, sprinte hinter ihr her. Mein Bein schreit vor Schmerz, aber ich ignoriere es. Wir stürzen durch die Andockschleuse, und kaum sind wir drin, schlägt sie auf das Schott-Terminal. Die Tür versiegelt sich mit einem donnernden Schlag.

Draußen ertönt ein ohrenbetäubendes Kreischen.

Ich ringe nach Atem. Mein Herz hämmert, mein Körper zittert. Die Frau lehnt sich kurz gegen die Wand, schließt die Augen, dann sieht sie mich an.

„Nimm den KI-Chip aus deinem Anzug“, sagt sie knapp.

Ich blinzele sie an. „Was?“

„Deine Bord-KI. Zieh den Chip raus und zerstör ihn.“

„Warte mal, das ist meine einzige Chance, Aegon 9 zu erreichen! Ohne sie—“

„—führst du den Parasiten direkt dorthin.“

Mir wird eiskalt.

Sie verschränkt die Arme. „Du hast es nicht gemerkt, oder? Wie es mit dir geredet hat. Wie es dich überzeugen wollte. Es steckt bereits drin. In deiner KI. Und wenn es eine Verbindung hat…“

Mir dreht sich der Magen um.

„Es weiß, wo du hinwillst“, fährt sie fort. „Und schlimmer noch: Es weiß den Weg zur Erde.“

Mein Herz rast. Meine Finger tasten über meinen Anzug, finden die kleine Vertiefung an meiner Schulter. Der KI-Chip sitzt noch fest, kalt und glatt unter meiner Berührung.

Ich schlucke. Dann packe ich ihn mit zwei Fingern und ziehe.

Ein stechender Schmerz zuckt durch meinen Körper, als der Chip sich löst. Für einen Moment höre ich wieder ihre Stimme – verzerrt, zischend, beinahe flehend.

„Du brauchst mich.“

Dann nur noch Stille.

Ich sehe den Chip an, halte ihn zwischen Daumen und Zeigefinger. Ein winziges Stück Technik – kaum größer als eine Münze – das eine gottverdammte Seuche in sich trägt.

Isabell beobachtet mich aufmerksam. „Mach’s zu Ende.“

Ich lege den Chip auf den Boden, hebe den Fuß – und trete mit aller Kraft darauf. Ein trockenes Knacken, dann ist er nur noch ein Splitterhaufen.

Draußen hallt ein unnatürliches Kreischen durch die Gänge der Station, fast so, als hätte das Ding meinen Verrat gespürt. Ein kalter Schauer läuft mir über den Rücken.

„Gut“, sagt Isabell und lehnt sich gegen die Wand.

Jetzt, wo das Adrenalin ein wenig nachlässt, sehe ich sie mir genauer an. Ihre blonden Haare sind wirr, ihr Gesicht ist von Dreck und Schweiß verschmiert, aber ihre blauen Augen sind wachsam, scharf. Trotz der Hektik, trotz der Hölle, durch die wir gerade gegangen sind, hat sie eine seltsame Ausstrahlung – Entschlossenheit, Kontrolle.

Und, wenn ich ehrlich bin… sie sieht verdammt gut aus.

Sie bemerkt meinen Blick, hebt eine Augenbraue – dann huscht für den Bruchteil einer Sekunde ein kurzes, amüsiertes Lächeln über ihre Lippen.

„Komm schon“, sagt sie und schiebt sich vom Wandpanel weg. „Wir haben Wichtigeres zu tun, als uns anzustarren.“

Ich räuspere mich. „Äh, ja. Klar.“

Dann folge ich ihr ins Cockpit.

Sie setzt sich in den Pilotensitz, während ich mich auf die Beifahrerseite fallen lasse. Meine Muskeln brennen, mein Kopf hämmert. Ich bin erschöpft, aber eine Frage lässt mich nicht los.

„Was ist hier passiert?“ frage ich. „Auf der Station. Erzähl es mir.“

Isabell atmet tief durch, dann fängt sie an zu reden.

„Das Projekt hieß Nyx“, sagt sie. „Ein Experiment zur Gewinnung biologischer Energie aus einer extraterrestrischen Lebensform. Sie fanden ein Stück davon auf einem verlassenen Außenposten – nur ein winziger Organismus, kaum mehr als ein Gewebeklumpen. Sie dachten, sie könnten es kontrollieren, es nutzen.“

Sie schüttelt den Kopf, ihr Blick wird dunkler.

„Aber es war nicht nur Leben. Es war Bewusstsein. Es hat sie beobachtet, gelernt, sich angepasst. Erst infizierte es das Laborpersonal, dann das KI-System der Station. Es wurde eins mit den Maschinen, mit den Menschen. Und dann… dann begann es, sich auszubreiten.“

Ich schlucke. „Du hast es überlebt.“

„Nicht viele von uns haben das“, sagt sie bitter. „Ich hatte Glück. Ich war im äußeren Sektor der Station, als alles losging. Ich sah, wie meine Crew… sich veränderte. Ihre Körper, ihre Gedanken. Ich sah, wie sie zu etwas anderem wurden.“

Ihre Finger ballen sich zu Fäusten.

„Ich bin geflohen. Hab mich durch die Lüftungsschächte gekämpft, habe mich versteckt. Immer auf der Flucht vor ihnen. Und dann kamst du.“

Ich lehne mich zurück, lasse die Informationen sacken.

„Und jetzt?“ frage ich leise.

Isabell startet die Triebwerke. „Jetzt verschwinden wir von hier.“

Das Schiff bebt leicht, als wir den Start vorbereiten. Ich werfe einen letzten Blick auf die verlassene Station draußen im All.

Dann lassen wir sie hinter uns.

Weltraumtagebuch Eintrag 14

Der Sprung nach Aegon 9 war holprig. Unser Schiff war alt, die Triebwerke überlastet, und irgendwo tief in der Struktur knirschte es bedrohlich, als wir durch den Hyperraum rasten. Aber wir hatten es geschafft.

Die dunkle Silhouette von Aegon 9 lag vor uns, ein schimmernder Wüstenplanet mit riesigen Sturmsystemen, die wie Wirbel aus Sand und Asche über die Oberfläche zogen. Isabell saß konzentriert an den Kontrollen, die Hände ruhig, der Blick fest auf die Landekoordinaten gerichtet.

„Willkommen auf Aegon 9“, sagte sie trocken. „Falls du Hitze, giftige Atmosphäre und eine schmutzige Kolonie mit halb zerfallenen Außenposten magst – fühl dich wie zu Hause.“

Ich verzog das Gesicht. „Hört sich ja einladend an.“

„Es ist der letzte Ort, an dem das Ding uns suchen wird.“

Das hoffte ich auch.

Langsam führte Isabell das Schiff in den Sinkflug. Die Triebwerke jaulten auf, als wir durch die obere Atmosphäre brachen. Vor uns erstreckte sich eine staubige Ebene, durchzogen von alten Förderanlagen und rostigen Türmen. Ein paar Lichter flackerten zwischen den Gebäuden der Kolonie – Zeichen von Leben.

Aber es fühlte sich nicht lebendig an.

„Irgendwas stimmt hier nicht“, murmelte ich.

Isabell nickte. „Ich weiß. Bleib wachsam.“

Wir setzten auf. Sand stob in dichten Wolken auf, während die Triebwerke herunterfuhren. Ich schnallte mich ab und griff instinktiv nach meiner Waffe.

Die Kolonie war ein Geisterort. Rostige Gebäude, verlassene Maschinen, Sand, der sich durch jede Ritze fraß. Kein Zeichen von Leben. Kein Funkverkehr.

Isabell und ich bewegten uns vorsichtig durch die leeren Straßen. Wir durchsuchten jedes Haus, jede Lagerhalle. Nichts als verlassene Quartiere, vertrocknete Pflanzen, alte Essensrationen, die längst verdorben waren. Es war, als hätten die Menschen einfach aufgehört zu existieren.

„Das gefällt mir nicht“, murmelte ich und hob meine Waffe, als wir ein größeres Gebäude betraten.

„Mir auch nicht“, sagte Isabell. „Aber solange hier nichts kreischt oder uns mit Tentakeln angreift, ist es ein Fortschritt.“

Sie versuchte zu scherzen, aber ich hörte die Anspannung in ihrer Stimme. Wir beide wussten, dass das hier kein Zufall war.

Nach Stunden der Durchsuchung fanden wir ein halbwegs intaktes Lagerhaus am Rand der Kolonie. Es bot Schutz vor den Sandstürmen und hatte noch genug brauchbare Materialien, um uns eine Weile zu versorgen. Wir richteten ein Lager ein – einfache Schlafplätze, ein paar Lampen, eine rudimentäre Stromversorgung.

Während Isabell Vorräte sortierte, begann ich mit dem Aufbau der Grabungsausrüstung. Die Scanner mussten kalibriert, die Bohrer ausgerichtet werden. Wir waren hier, um Antworten zu finden – und wenn es unter diesem Wüstenboden etwas gab, das mit dem Parasiten zu tun hatte, dann würde ich es ausgraben.

Isabell setzte sich auf eine Kiste neben mir und beobachtete mich.

„Du scheinst dich damit auszukennen“, sagte sie und nickte zur Ausrüstung.

Ich zuckte mit den Schultern. „Hab lange genug mit diesen Dingern gearbeitet. Hatte mal ein Team auf Erebus IV, das auf ähnliche Weise nach alten Artefakten gegraben hat. War ein besserer Job als mein letzter.“

„Und der war?“

„Militärische Forschung. Geheime Projekte, schwarze Akten. Das Übliche.“

Isabell schnaubte leise. „Klingt, als hätten wir mehr gemeinsam, als ich dachte.“

Ich warf ihr einen neugierigen Blick zu. „Du hast also auch eine dunkle Vergangenheit?“

Sie lachte leise, aber es war kein fröhliches Lachen. Eher eines mit bitterem Beigeschmack. „Ich habe für das UNSC gearbeitet. Spezialaufträge. Sachen, über die man nicht spricht. Sachen, die dich nachts wachhalten.“

Ich setzte mich auf einen Metallkasten und sah sie an. „Warum bist du gegangen?“

Ihre Augen wurden für einen Moment dunkel, als sie auf die Wüste hinausblickte. Dann zuckte sie mit den Schultern. „Weil ich irgendwann nicht mehr wusste, ob wir die Guten sind.“

Es herrschte eine lange Stille zwischen uns. Ich kannte dieses Gefühl.

„Und jetzt?“ fragte ich schließlich. „Bist du dir sicherer?“

Sie sah mich an, musterte mich einen Moment. Dann lächelte sie – nur leicht, kaum merklich.

„Ich weiß es nicht“, sagte sie ehrlich. „Aber im Moment… fühlt es sich richtig an.“

Ich nickte. „Ja. Das tut es.“

Wir saßen noch eine Weile so da, während die Sonne langsam hinter den rostigen Gebäuden der verlassenen Kolonie verschwand. Der Wind pfiff durch die leeren Straßen, und für einen Moment fühlte es sich an, als wären wir die letzten Menschen in dieser Galaxie.

Aber zum ersten Mal seit langem… fühlte sich das nicht mehr ganz so einsam an.

---

*Währenddessen, auf dem Heimplaneten des Parasiten…*

In den dunklen Schluchten des fremden Planeten bewegte sich etwas. Etwas Großes.

Fleischige Türme, pulsierend vor fremdem Leben, ragten aus dem schwarzen Boden, ihre Spitzen zuckten in einem rhythmischen Takt – als würden sie atmen. Flüsse aus zähflüssiger, dunkler Materie schlängelten sich durch das Land, aus denen ab und zu groteske Kreaturen emporstiegen, ihre Glieder zuckend, ihre Augenhöhlen leer.

In der Mitte des Planeten, dort, wo das erste Fragment des Parasiten gefunden worden war, wuchs etwas Neues heran. Ein Bewusstsein, größer als je zuvor. Es hatte gelernt. Es hatte sich ausgebreitet.

Und nun… bereitete es sich vor.

Eine Gestalt, halb organisch, halb maschinell, erhob sich aus den Schatten der pulsierenden Türme. Metallische Glieder, durchzogen von dunkler Masse, zuckten in der Luft. Die Kreatur drehte ihren Kopf, schwarze Augen funkelten.

Sie haben den Link zerstört.

Die Stimme des Bewusstseins hallte durch den Planeten.

Aber ich kenne ihren Kurs. Ich weiß, wo sie sind.

Ein riesiges Wesen, seine Haut aus schwärenden Schichten lebendigen Metalls, streckte sich. Es öffnete ein Maul voller gezackter Zähne – und ein tiefes, grollendes Geräusch vibrierte durch die Luft.

Die Jagd hatte begonnen.

Weltraumtagebuch Eintrag 15

Die Nacht in unserem improvisierten Lager war ruhiger, als ich erwartet hatte – doch das bedeutete nicht, dass ich gut schlief. Der Wind heulte draußen, feiner Sand setzte sich in jede Ritze, und irgendwo in der Ferne knackte Metall, als ob die verlassenen Strukturen der Kolonie noch immer versuchten, sich gegen die Zeit zu wehren.

Ich saß auf einer der Kisten, betrachtete die glimmende Laterne vor mir und versuchte, meine Gedanken zu ordnen. Isabell lag nicht weit entfernt, eingewickelt in eine Decke, aber ich wusste, dass auch sie nicht wirklich schlief.

„Kannst du nicht abschalten?“ Ihre Stimme war leise, fast sanft.

Ich sah zu ihr hinüber. In dem fahlen Licht wirkten ihre Gesichtszüge weicher, weniger von der Anspannung gezeichnet, die sie sonst stets mit sich trug.

„Nicht, wenn ich weiß, dass etwas nicht stimmt“, murmelte ich.

Sie setzte sich langsam auf, zog die Decke enger um ihre Schultern. „Ja. Ich weiß, was du meinst.“

Für einen Moment war da nur Stille zwischen uns. Dann stand sie auf und setzte sich neben mich. Ihre Nähe war ungewohnt, aber nicht unangenehm.

„Wir haben beide unsere Geister, was?“ fragte sie leise.

Ich lachte trocken. „Geister, Dämonen, ganze verdammte Friedhöfe.“

Isabell lehnte sich gegen die Kiste. „Weißt du, ich hätte nie gedacht, dass ich irgendwann mal in einer verlassenen Kolonie mit einem halbwegs sympathischen Ex-Militär in einer Wüstenhölle festsitze.“

Ich warf ihr einen amüsierten Blick zu. „Halbwegs sympathisch?“

„Na ja, du schnarchst bestimmt.“

Ich schüttelte den Kopf und sah wieder ins Licht der Laterne. Ihre Präsenz war… angenehm. In einer Galaxie voller Lügen, Korruption und tödlicher Geheimnisse fühlte sich dieser Moment fast ehrlich an.

„Was machen wir hier eigentlich?“ fragte ich nach einer Weile.

Isabell überlegte kurz, dann seufzte sie. „Überleben? Antworten finden? Vielleicht eine Art Wiedergutmachung?“

Ich nickte langsam. „Vielleicht.“

Es war eine lange Nacht, aber zum ersten Mal seit langem fühlte ich mich nicht völlig allein.

---

*Am nächsten Morgen*

Die Sonne ging blutrot über der Wüste auf. Staub stieg in dichten Wolken auf, als wir die ersten Bohrungen vorbereiteten. Die Ausrüstung war alt, aber funktional. Die Scanner zeigten Anomalien tief unter der Oberfläche – genau das, was wir suchten.

„Laut den alten Berichten gab es hier eine archäologische Grabung, bevor die Kolonie aufgegeben wurde“, sagte ich, während ich einen der Scanner justierte. „Aber es gibt keine Aufzeichnungen darüber, was sie gefunden haben.“

Isabell zog eine Augenbraue hoch. „Das heißt, entweder war es nicht interessant genug… oder jemand wollte, dass niemand es findet.“

Die ersten Stunden verliefen ereignislos. Wir gruben uns durch Gesteinsschichten, durch uralten Sand, bis schließlich etwas Ungewöhnliches auftauchte.

„Da ist etwas“, sagte ich, als der Bohrer auf Widerstand stieß. Ich griff nach einer Bürste und begann, das Objekt vorsichtig freizulegen.

Es war ein Artefakt. Ein großer, steinerner Block, bedeckt mit feinen Gravuren – Runen, die alt und fremdartig wirkten.

Isabell kniete sich daneben. „Das sieht nicht aus wie etwas, das von Menschen gemacht wurde.“

Ich strich mit den Fingern über die Linien. Die Symbole schienen sich fast zu bewegen, als ob sie auf meine Berührung reagierten. Ein leises Summen vibrierte in der Luft.

„Das ist uralt“, murmelte ich. „Aber nicht tot.“

Ein seltsames Gefühl überkam mich. Eine Art… Präsenz. Als ob das Artefakt beobachtete.

Isabell zog ihre Handwaffe. „Ich hab ein verdammt schlechtes Gefühl dabei.“

Ich auch. Aber wir waren zu weit gegangen, um jetzt noch aufzuhören.

---

*Währenddessen, auf dem Heimatplaneten des Parasiten…*

Die Türme aus Fleisch und Metall pulsierten schneller. Der Boden bebte unter dem Zorn des Bewusstseins.

Sie graben.

Die Stimme hallte durch die Schwärze, ein Echo aus Millionen von Stimmen, zusammengefügt zu einem einzigen Willen.

Sie haben etwas gefunden.

Die gestaltlose Masse in der Mitte des Planeten zuckte, wuchs, veränderte sich. Die Jagd war bereits im Gange – aber nun musste sie beschleunigt werden.

Dunkle Kreaturen krochen aus den flüssigen Schatten. Ihre Augen leer, ihre Körper zuckend vor Erwartung.

Der Parasit wusste jetzt, wohin er blicken musste.

Und er war wütend.

Weltraumtagebuch Eintrag 16

Wir hatten das Artefakt kaum gesichert, als die Scanner erneut anschlugen. Diesmal keine uralten Strukturen, sondern etwas Lebendiges – Lebenszeichen tief unter der Erde.

Isabell und ich wechselten einen Blick. „Kolonisten?“ fragte sie leise.

Ich überprüfte die Anzeigen. „Möglich. Aber warum leben sie da unten?“

Es gab keine offensichtlichen Tunnel oder Aufzüge, keine Hinweise darauf, dass dies geplant gewesen war. Entweder waren sie aus Notwendigkeit unter die Erde gegangen, oder sie hatten keine Wahl gehabt.

Wir hatten zu viele Fragen – und nur einen Weg, um Antworten zu bekommen.

---

*Ein paar Stunden später*

Die Luft wurde mit jeder Schicht, die wir durchbrachen, schwerer. Wir folgten den Signalen durch eine schmale Felsspalte, die tiefer in den Untergrund führte. Unsere Helmlampen warfen lange Schatten über die Wände, als wir uns langsam vorwärts bewegten.

„Das fühlt sich falsch an“, murmelte Isabell.

Ich konnte ihr nicht widersprechen. Doch irgendwas in mir – vielleicht mein alter Soldateninstinkt – drängte mich weiter.

„Erzähl mir etwas über dich“, sagte sie plötzlich.

Ich warf ihr einen fragenden Blick zu.

„Du bist ein Rätsel. Und wenn ich in einer verdammten Höhle sterbe, will ich wenigstens wissen, wer mein letzter Gesprächspartner war.“

Ich schnaubte. „Optimistisch.“

Doch ich verstand, warum sie fragte. Also erzählte ich ihr.

Von der Entführung. Von den Jahren in der Militärschule. Von den Augmentierungen, die nur die Hälfte überlebten. Von der eisernen Disziplin, der endlosen Ausbildung. Von den Kämpfen, in denen wir mehr Waffe als Mensch waren.

Isabell schwieg lange. Dann sagte sie leise: „Die Spartans, die heute im Dienst des UNSC stehen, sind Freiwillige. Erwachsene.“

Ich nickte. „Ja. Das ist die offizielle Version. Wir sind die alte Generation. Die, die sie gerne vergessen würden.“

Isabell schüttelte den Kopf. „Man vergisst keine Geister.“

Bevor ich etwas erwidern konnte, blitzte etwas in der Dunkelheit auf.

Ein Licht.

Und dann… Bewegung.

---

*Die unterirdische Siedlung*

Die Wände öffneten sich zu einer gewaltigen Höhle. Gebäude aus Metall und Stein, verbunden durch Gänge und Brücken, erstreckten sich vor uns.

Und Menschen.

Dutzende, vielleicht Hunderte, gehüllt in einfache Kleidung, ihre Gesichter bleich, aber lebendig. Sie hatten sich hier unten eine eigene Welt geschaffen – verborgen vor der Oberfläche.

Eine Frau trat vor. Ihre Augen fixierten uns mit einer Mischung aus Neugier und Misstrauen.

„Ihr seid nicht von hier.“

Ich hob langsam die Hände, um zu zeigen, dass wir keine Bedrohung waren.

„Wir suchen nach Antworten“, sagte ich. „Und nach Überlebenden.“

Sie musterte mich, dann Isabell. Schließlich nickte sie.

„Dann solltet ihr mitkommen. Ihr müsst wissen, warum wir hier unten sind.“

Hinter ihr begannen die anderen zu murmeln. Manche sahen uns mit Erleichterung an. Andere mit Angst.

Ich wusste nicht, ob wir gerade Verbündete gefunden hatten.

Oder Zeugen einer kommenden Katastrophe.

Was eine Story! Tritt Lavender Lily bei um Ben Bumsebienes Spacetrip nicht zu verpassen :D


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